Wer sich derzeit im Selfpublishing nach einem etablierten Print-on-Demand-Anbieter für Taschenbücher (BoD, tolino media, epubli, etc.) umsieht, wird schnell Ernüchterung erfahren. Die Druckkosten pro Exemplar sind im letzten Jahr dermaßen gestiegen, dass sich die Frage der Wirtschaftlichkeit für uns selbstverlegende Autoren aufdrängt. Denn die Druckkosten führen nicht nur zu einer Erhöhung des gebundenen Ladenpreises, sondern auch zu erheblichen Mehrkosten bei den Autorenexemplaren.

Aber gibt es überhaupt Alternativen zu den oben genannten Anbietern? Ja, die gibt es. Doch hier wird es kompliziert … Trotzdem werde ich bei der Publikation meines nächsten Manuskripts einen anderen Weg gehen als für Genuine Madness.

Woher kommen die hohen Preise? Ist allein die Inflation schuld?

Schwer zu sagen. Einen großen Einfluss haben sicherlich die Verknappung des Rohstoffs Papier und die daraus resultierenden Preissteigerungen. Allein im Jahr 2022 sind die Großhandelspreise um 30% gestiegen. Für 2023 erwartet die Industrie weitere Teuerungen auf Vorjahresniveau. Außerdem leiden die Druckereien unter den hohen Strom- und Gaspreisen. Schließlich müssen sie ihre Räumlichkeiten heizen und ohne Strom läuft auch keine Druckmaschine. Eine Erhöhung der Druckkosten im gewissen Umfang ist somit sicherlich gerechtfertigt.

Allerdings gibt es ein paar Dinge, die mich bei der Kalkulation der PoD-Anbieter stutzig machen. Dies ist übrigens unabhängig vom Dienstleister. Das gleiche Muster findet sich überall.

Nehmen wir zum Beispiel ein klassisches Taschenbuch mit 500 Seiten, schwaz-weißem Innenteil, vierfarbigem Cover, ISBN-Vergabe und VLB-Eintrag durch den PoD-Dienstleister. Hier liegen die reinen Druckkosten für Autorenexemplare bei einer Bestellung von 1-25 Exemplaren bei 18.25 € brutto / 17.24 € netto. Das wird bei größeren Bestellungen dann gestaffelt und wer 200 Taschenbücher oder mehr bestellt (ähhm, wo lege ich die hin?), erhält einen Preis pro Exemplar von 11.59 € brutto / 10.83 € netto. So weit, so gut.

Als gebundener Ladenpreis werden 18.99 € vom Rechner vorgeschlagen. Moment. Ein Leser bezahlt also 18.99 € brutto, abzüglich Umsatzsteuer sind das 17,75 € netto. Das heißt, ich bezahle für ein Autorenexemplar bei einer Menge von 25 Stück ganze 51 Cent weniger (17.24 € Autorenexemplar vs. 17.75 € Ladenpreis) wie der Buchhandelskunde? Wirklich? Wo sind denn hier die Ersparnisse durch den Wegfall der Buchhandelsrabatte? Auch Amazon verlangt einen saftigen Rabatt, den der PoD-Anbieter mir nicht geben muss. Und ich als Autor muss trotz Wegfall der Rabatte den fast gleichen Preis bezahlen wie im Laden?

Hier habe ich ganz stark das Gefühl, dass die PoD-Dienstleister nicht die reinen Druck- und Versandkosten bei den Autorenexemplaren abrechnen, sondern eine Mischkalkulation vornehmen, bei denen der Autor aufgrund der benötigten Autorenexemplare ebenfalls als Endkunde angesehen wird. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das okay ist …

Wie wichtig sind Druckkosten für Selfpublisher?

Wir brauchen Autorenexemplare für Rezensenten, Blogger und Journalisten. Daran führt kein Weg vorbei, weil nicht jeder Rezensent ein E-Book lesen kann/möchte.

Nehmen wir nochmals mein obiges Taschenbuchbeispiel. Für 20 Rezensionsexemplare zahle ich bei den aufgerufenen Preisen insgesamt 365 € brutto. Falls ich mehr Exemplare in der Größenordnung nachbestelle, erhalte ich trotzdem dieselben Konditionen. Das klingt alles andere als attraktiv.

Kritiker werden jetzt einwenden: Dann bestellt doch bei KDP. Stimmt. KDP als Ableger des großen A ist der einzige PoD-Anbieter in Deutschland, der noch zu akzeptablen Preisen produziert (und zwar in Polen).

Jetzt kommt das große Aber: KDP erlaubt es nicht, Autorenexemplare vor Veröffentlichung zu bestellen. Man kann ein Druckexemplar ordern (maximal 5 Stück übrigens), aber die haben so einen charmanten roten Streifen auf dem Cover und signalisieren jedem Leser, dass es sich um ein nicht-freigegebenes Vorabexemplar handelt. Die Rezensenten werden sich freuen …

Alle anderen PoD-Dienstleister ermöglichen es wenigstens, Vorabexemplare zu bestellen. KDP meines Wissens nicht. Also kommt man an den Etablierten nicht vorbei, oder? Mit gewissem Aufwand schon …

Meine Strategie: Eigene ISBN, eigener VLB-Eintrag, KDP

Ich bin großer Fan des Print-on-Demand-Drucks und kann ihn weiterhin für meinen größten Leserkreis benutzen: die Amazon-Kunden. Daher werde ich mein kommendes Manuskript auf jeden Fall bei KDP einstellen.

KDP verlangt keine Exklusivität und erlaubt zudem die Verwendung eigener ISBNs. Das hat den Vorteil, dass ich bei KDP die gleiche ISBN verwenden kann, wie sie im VLB gelistet ist, vorausgesetzt, die Ausstattung des Taschenbuchs ist identisch (ist sie bei mir). Zusätzlich erscheint der Titel im Amazon-Katalog dann als lieferbar, qualifiziert für Prime-Lieferungen und wird zu akzeptablen Kosten on demand produziert und ausgeliefert.

Für die Rezensionsexemplare (das geht bei KDP nicht vorab, s.o.), habe ich mir eine Druckerei gesucht, die mir eine Kleinstauflage zu einem akzeptablen Preis herstellt. Dafür nutze ich dieselbe ISBN. Damit finden Rezensenten den Titel später dann sehr einfach in allen Onlinekatalogen.

Hat das auch Nachteile? Klar. ISBNs und VLB kosten Geld … Wer also nur einen Titel plant, für den lohnt sich das nicht. Hier könnte man ggf. einen PoD-Anbieter wählen, der keine Exklusivität verlangt und trotzdem im VLB listet (z.B. tolino media).

Warum überhaupt eigene ISBNs und KDP?

Ganz einfach: Beim Launch von Genuine Madness hatte ich anfangs ausschließlich auf KDP gesetzt, d.h., das Taschenbuch (das eBook sowieso) erschien nur bei Amazon. Die Rezensenten haben sich aber gewundert, warum es nicht anderswo auftaucht. Dadurch habe ich Rezensionen verloren.

Hier hilft der VLB-Eintrag, der dann in alle Onlineshops gespiegelt wird. So findet zumindest eine Listung statt, auch wenn der Titel außerhalb des Amazon-Katalogs vermutlich als nicht lieferbar angezeigt wird. Ob das im Selfpublishing schlimm ist, folgt gleich hier unten …

Was ist mit dem stationären Buchhandel?

Sehr gute Frage. Kurze Antwort: Die Buchhändler bestellen bei mir. Im VLB ist eine E-Mail-Adresse hinterlegt, unter der sich Buchhändler bei mir melden können.

Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Wie viele Exemplare verkauft Ihr denn im stationären Buchhandel pro Jahr? Fünf? Zehn? Ich jedenfalls habe meine Zahlen gesehen und meine eigenen Schlüsse daraus gezogen. Das finde ich sehr schade, kann aber die strukturellen Nachteile des Selfpublishings im Buchhandel nicht wettmachen.

Die Leser, die lieber in die Buchhandlung ihres Vertrauens gehen, bekommen natürlich ihr Exemplar. Und den Buchhändlern kann ich nebenbei noch ein attraktiveres Angebot unterbreiten, als es ihre Großhändler können. Aber die Bestellung ist umständlicher im Vergleich zum Bezug über das Barsortiment. Dieses Problem kann man nur lösen, wenn man als Selfpublisher eigene Lieferverträge mit den Großhändlern schließt. Aber das lohnt sich erst, wenn man ein gewisses Standing hat. Irgendwo habe ich gelesen, dass Großhändler Kleinverlage / Selfpublisher erst ab fünf eigenen Veröffentlichung aufnehmen. Da habe ich noch ein gutes Stück Weg vor mir.

Hat PoD Zukunft?

Das PoD-Verfahren verbunden mit dem Digitaldruck für Kleinst- und Kleinauflagen wird am Markt bleiben und vermutlich noch populärer werden. Fraglich bleibt, wann die etablierten Dienstleister für Selfpublisher ihre Preise senken können. Für 2023 habe ich wegen der erwarteten weiteren Steigerungen des Papierpreises wenig Hoffnung …

Bisher finde ich meinen alternativen Veröffentlichungsweg gut. Einerseits kann ich Taschenbuchliebhabern (ich oute mich hier als einer von ihnen) einen attraktiven Verkaufspreis auf allen Plattformen bieten. Leider ist das mit den etablierten PoD-Dienstleistern derzeit nicht möglich. Dann würde mein Taschenbuch über 20 € kosten.

Andererseits ermöglicht der Druck von Kleinstauflagen in einer Druckerei auch geringere Kosten für Autorenexemplare, bei höherem Aufwand für mich.

In jedem Fall wollen wir Selfpublisher uns doch aber nicht die Laune am Schreiben durch hohe Druckkosten vermiesen lassen. Schließlich geht es doch darum, mit unseren Geschichten eine Verbindung zum Leser aufzubauen. Und das ist doch gerade unsere Stärke: unsere Kreativität beim Schreiben und Publizieren und das Betreten von Pfaden abseits des Mainstreams.

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